Stiftungsreise Tansania 2023
persönliche Interviews und Reisetagebuch
persönliches Statement:
Jens Vogt, Key Account Manager CUP&CINO
persönliches Statement:
Manfred Schenk, Gebietsleiter CUP&CINO
persönliches Statement:
Karl-Heinz Rawert, Mitglied des Kuratoriums
LOS GEHT’S – Reisegruppe unterwegs nach Tansania
Seit etwa einem viertel Jahr bereiten sich die Teilnehmenden intensiv auf diese Reise vor. Alle haben sich in dieser Zeit sehr ausgiebig mit den relevanten Themen auseinandergesetzt. Mit Entwicklungszusammenarbeit zum Beispiel, mit den Gegebenheiten in Tansania und natürlich mit sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als Grundlage für ein Leben in Gesundheit und Würde.
Am Flughafen Schiphol in Amsterdam treffen wir nun endlich aufeinander. Wir stellen schnell fest, dass alle Teilnehmenden den gleichen großen Respekt in sich tragen. Vor den Situationen und Eindrücken, die nun zum Greifen nah sind, aber auch gegenüber allen Mitreisenden. Es dauert keine fünf Minuten, bis wir uns “gefunden” haben. Von nun an starten wir eine gemeinsame Reise, die mehr ist als ein Besuch in einem anderen Land. Wir sind uns sehr einig über die Verantwortung, die wir mit dieser Reise tragen.
Wir nutzen die knapp 14 Stunden Anreise fürs weitere Kennenlernen und tauschen uns intensiv aus. Am späten Abend treffen wir dann in Dar es Salaam ein: Alle sind wohlauf und glücklich, dass nun wirklich losgeht.
Offizielle Termine in Dar es Salaam
Der zweite Tag startete mit einem Besuch in der deutschen Botschaft in Dar es Salaam. Botschafterin Regine Heß gab uns zunächst einen spannenden Einblick in die Arbeit der diplomatischen Vertretung. Im Anschluss durften wir mit Vertreter*innen des BMZ in einen spannenden Austausch zum Thema WASH gehen.
Nach kurzer Mittagspause waren wir dann im Hauptquartier unserer Partnerorganisation PDF eingeladen – ein Wiedersehen mit Freunden, das herzlicher nicht hätte sein können. Auch hier konnten unsere Reiseteilnehmenden viel Wissen abfragen und sich selbst davon überzeugen, warum wir stolz sind, mit diesem Partner zusammenzuarbeiten. Es ist sehr leicht zu spüren, dass ihnen der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Hygieneversorgung ein persönliches Anliegen ist. Direktor Jurua Kizito und sein ganzes Team überzeugen – nicht nur durch Wissen, sondern auch durch ihre Leidenschaft für diese Arbeit.
Transfer nach Iringa
Dar Es Salaam ist eine pulsierende Großstadt. Der Verkehr fordert allerdings Geduld. Trotz früher Abfahrt mochte uns die Stadt anscheinend nicht ziehen lassen und so kamen wir nur sehr langsam aus ihren Grenzen heraus. Es zeichnete sich früh ab, dass wir lange unterwegs sein werden. Über Morogoro und Mikumi ging es über Land und über Berge bis nach Iringa, wo unsere Projekte umgesetzt werden. Am Ende waren es knapp 14 Stunden für 550 km.
Aus dem Auto heraus konnten wir sehen, wie schön und abwechslungsreich Tansania ist. Und wir konnten sehen, wie groß der Unterschied zwischen dem modernen Leben in der Stadt und den Lebensumständen in den ländlichen Regionen ist. Es ist eine völlig andere Welt, sobald die urbane Infrastruktur endet.
Wir konnten die Zeit nutzen, um uns auf die Begegnungen mit den Menschen in den Gemeinden vorzubereiten, die wir in den nächsten Tagen besuchen werden. Die Vorfreude wächst spürbar. Morgen geht es dann endlich in die erste Gemeinde. Wir sind eingeladen in Igomtwa!
Leben ohne Wasser
Igomtwa liegt sehr ländlich, abgeschieden und fernab einer befestigten Straße. Hierhin kommen normalerweise keine Autos. Heute gab es eine seltene Ausnahme: Auf Einladung der Gemeinde haben wir uns auf den Weg gemacht, um die Menschen und das Leben an diesem Ort kennenzulernen. Wir waren also angekündigt und wurden erwartet, der Empfang war überwältigend.
Die 2295 Einwohner*innen Igomtwas verfügen über keine Wasser- und Sanitärversorgung. Die notwendige Menge an Trink- und Brauchwasser wird an einer Wasserstelle entnommen, die etwa 30 Minuten steilen Fußweg von den Häusern entfernt ist – pro Strecke. Hier wird auch die Wäsche gewaschen und Kühe sowie wilde Tiere kommen hierher, um zu trinken. Es ist klar, dass sie dort auch ihre Exkremente hinterlassen.
Die Gemeindemitglieder wissen, dass das Wasser sie krank macht. Obwohl ihre Körper an die tägliche Belastung gewöhnt sind, kommt es immer wieder zu schweren und lebensgefährlichen Durchfällen, insbesondere bei Kindern. Aber es gibt keine Alternative. Und da Leben ohne Wasser nicht funktioniert, MUSS dieses Wasser genommen werden.
Dass Chancen und Voraussetzungen global sehr ungerecht verteilt sind, ist für uns nicht neu. Wir sind deshalb sehr froh darüber, das Igomtwa bald einen Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung erhält. Gleichzeitig macht es uns schwer betroffen (nicht erst seit heute), dass viel zu viele Menschen auf der Welt in dieser Situation bis auf Weiteres verharren müssen. Diese Ungerechtigkeit hat uns hierher geführt – und sie wird weiterhin der Antrieb für unser Engagement sein. Wir sind uns als Gruppe einig, dass es so nicht bleiben darf.
Ab heute wird alles anders!
Das eigentliche Bohren eines Brunnens lässt sich eher in Stunden als in Tagen messen. Mittels eines speziellen Fahrzeugs wird eine senkrechte, 20 cm breite Bohrung vorangetrieben. Wenn die vorher ermittelte Tiefe erreicht ist, in diesem Falle 130 Meter, wird das Bohrloch durch Rohrwände gestützt. Der letzte Schritt ist dann, mit viel Druck (etwa 20 bar) Luft in diese Öffnung zu drücken, um so das Wasser von unten nach oben zu zwingen. Dadurch werden Steine und Sandpartikel herausgespült und das Rohr gespült.
Dieser sehr technische und eigentlich unemotionale Vorgang des Flushings ist für alle Beteiligten immer ein ganz besonderer: Zum ersten Mal seit Bestehen der Gemeinde tritt sauberes Wasser an die Oberfläche, direkt dort wo die Menschen leben. Es ist ein Moment, in dem spürbar wird, dass das Leben von nun an nicht mehr durch die tägliche Wasserbeschaffung bestimmt wird und dass niemand mehr durch unsicheres Wasser krank werden oder gar sterben muss. Ein Moment großer Befreiung.
Übrigens, das Wasser ist angenehm kühl. Es dauert nur wenige Sekunden, bis alle Anwesenden in die Fontäne springen und vor Freude tanzen. Die Kinder rufen dabei: “Maji! Maji!“ (“Wasser! Wasser!). Wir machen aus vollem Herzen mit.
In Zukunft können bis zu 10.000 Liter pro Stunden aus diesem Brunnen entnommen werden. Das ist mehr als ausreichend und bietet gute Voraussetzungen, das Wasser in die weiteren Umkreise zu verteilen. In wenigen Tagen, sobald die Pumpe installiert ist, werden die 1.329 Einwohner*innen Ibatus durch diesen Brunnen versorgt sein, sehr bald noch viele weitere Menschen in der Umgebung.
Was Wasser kann
In den letzten Tagen haben wir gesehen, wie sich das Leben ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung gestaltet. Unsere Reisegruppe war sich einig, dass die Konsequenzen aus diesen Lebensvoraussetzungen nicht hinnehmbar sind und dass keinem Menschen das Recht auf Wasser und Hygiene verwehrt werden darf. Was tatsächlich passiert, wenn die Brunnen und Sanitäranlagen gebaut wurden, wollten wir uns in Nzivi ansehen. Um es vorweg zu nehmen: Die Veränderung ist sehr schnell sehr spürbar.
Die Nzivi Primary School betreut 819 Schüler*innen, Tendenz bereits steigend. Der direkt neben der Schule befindliche Brunnen mit 150 Metern Tiefe beliefert insgesamt 5 Entnahmestellen (eine an der Schule, vier in den umliegenden Siedlungen) mit mehr als genug Wasser. Neben den Schüler*innen profitieren 9.350 Menschen von diesem Projekt. Alle von ihnen werden nun nicht mehr durch den Gebrauch von stark verschmutztem Wasser krank, das bis vor kurzem noch aus einem flachen Wasserloch entnommen wurde. Lebensgefährliche Durchfallerkrankungen gehörten vor Projektumsetzung zum Lebensalltag und tendieren inzwischen gegen null.
Wir sind dankbar!
Wir haben uns als Gruppe gefunden und sind gemeinsam nach Tansania gereist. Wir haben das Land gesehen und vor allem die Menschen darin. Ihre Offenheit, Herzlichkeit und ihre unerschütterliche Freude am Leben, das oftmals unbeschreiblich schwer ist, hat uns zutiefst beeindruckt.
Diese Reise hat uns noch einmal gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit der CUP&CINO Foundation ist. Es ist einfach nicht fair, dass es immer noch so viele Menschen auf der Welt gibt, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.
Das letzte Video zum Abschluss der Stiftungsreise 2023 fasst nochmal einige Momente und Emotionen Momente zusammen.
#forafaircoffeeworld ♥